Samstag, 26. Dezember 2009

NUKULAR // "Hinterher" live@Rosenhof, OS 2009

Donnerstag, 26. November 2009. Rosenhof, Osnabrück. NUKULAR spielen die Ballade "Hinterher" aus dem Album "Schere im Kopf" (VÖ: Feb 2010).

Dienstag, 8. Dezember 2009

12/05/09 Tourende

Samstag, 5. Dezember 2009. Die Tour ist vorbei. Schade, schade, schade. Eigentlich viel zu kurz. Gerade sind wir so richtig warm gealufen. Das hätte jetzt noch einige Tage und Nächte weiterlaufen können. Vor allem läßt sich in den Hotelbetten so gut träumen. Folgendes ist mir im Schlaf passiert: Ich bin hoch oben auf einem Berg. Auf diesem Berg steht eine Burg. Ein Fort, eine Festung, eine Bastille. Ich bewache den hinteren Transportausgang. Mein Zuständigkeitsbereich beschränkt sich auf das Öffnen und Schließen des massiven Stahlschiebetors. Mit einem roten Knopf bringe ich das Tonnenschwere Ding in Bewegung. Ganz einfach also. Da sehe ich schon aus der Ferne eine Staubwolke um die Ecke rasen. Aus dem Sandsturm pellt sich ein wackelnder, dotzender 7,5-Tonner hervor und ballert mit unverminderter Geschwindigkeit auf das verschlossene Tor zu. Ich drücke den Knopf mehrfach, in der Hoffnung das Tor öffne sich dann schneller. Aber das ganze Ausmaß des Debakels wird mir bewußt, als das Geschoss auf Rädern ein halbes Fußballfeld von mir entfernt ist. Das Tor ist in der Höhe begrenzt und der LKW ist viel zu hoch. Viel zu hoch. Als wollte man eine Wassermelone durch die Öffnung von der Größe einer Zitrone quetschen. Also renne ich rückwärts vom sich öffnenden Tor. Das Gefährt kommt näher. Das Tor ist nun ganz geöffnet und die Karre schreddert durch die massive Stahlkonstruktion. Das Dach wird komplett abgesäbelt. Mindestens ein ganzer Meter fällt der horizontalen Guilloutine zum Opfer. Der Wagen macht eine Vollbremsung und schlittert über den Kiesboden. Eine junge Frau mit Hornbrille und Bürstenschnitt hüpft vom Fahrersitz und fährt sich mit einem schmerzhaften Grinsen durch die Haare. Dann Schnitt: Ich sitze mit ihr und einem Typ in meinem Wagen. Ich fahre. Wir müssen den Berg hinunter ins Tal. Die Straßen werden immer schmaler. Aus dem PKW wird eine Art Achterbahngondel. Die Straßen werden noch schmaler. Gerade so schmal, dass eine einzelne Person Fuß vor Fuß laufen kann. Das Auto ist auf einmal verschwunden und die Frau auch. Nur noch dieser Typ und ich laufen die Serpentinen hinunter ins Tal. Wir erreichen ein Haus, aus dem ein alter Mann herausschaut. Die Unterarme auf ein Kissen auf das Fenstersims gestützt. Er bedeutet uns, herein zu kommen. Es gibt Brathähnchen zu essen. Das Hähnchen sieht klein und ekelhaft aus. Der andere Typ stopft es sich sofort rein. Ich schaue es lieber nocheinmal genauer an und entscheide mich es nicht zu essen. Da bemerke ich, dass es aus Plastik ist. Ich wache auf. Dommy und ich gehen zum Frühstück. Auf dem Buffet scheint es alles zu geben. Der Schein trügt jedoch. Es gibt viel, aber nur das Falsche. Anstatt O-Saft oder Multi-Saft gibt es nur Erdbeermark oder Mangonektar. Der Kaffee schmeckt nach Zahnarzt. Die Croissants sind harte Gebäckteilchen, die Räucherforelle schmeckt nach Toilette. Danach machen wir noch eine Datenkopiersession und wir verlassen Hannover. Ich fahre noch den Bus von Terry Hoax durch den strömenden Regen nach Hamburg und die anderen drei Dommy, Ralf und Martin fahren nach Mainz. Bis demnächst. Eure Jungs von NUKULAR. Rock on.


Samstag, 5. Dezember 2009

12/04/09 Capitol, Hannover

Freitag, 4. Dezember 2009. Home sweet home, doch keine süßen Träume. So ganz genau wollen die Bilder aus dem nächtlichen Schlaf nicht in meinen Kopf springen, da sich die Zeit zum Träumen mittlerweile auf den Wachzustand verlegt hat. 1800 Karten im VVK für den heutigen Gig. Dennoch erinnere ich mich: Ich sitze an einem Kartentisch in einer Hamburger Kneipe. Ich bin nur mit einem Bademantel bekleidet. Wir spielen Poker. "Texas Hand-Out Methode. Sind alle damit einverstanden?" fragt ein dicker bärtiger Bud Spencer mit Zigarre im Mund. Ich habe fünf Asse auf der Hand, habe aber keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Ich rufe meinen Vater an. Er sagt: "William, jeder hat fünf Asse in der Hand. So ist die Welt. Das ist der Beweis, dass es den Menschen an sich schlecht geht." dann zitiert er noch Hölderlin und sagt irgendetwas wie: "Die Natur frohlocket, sie frohlocket die Natur" in einem langatmigen gedehnten Duktus. Plötzlich stehe ich im Wald, mit Bademantel. Neben mir sitzt ein kleiner dünner Junge mit Panflöte in der Hand. Er pfeift jedoch nur willenlos darauf herum. Ich wache auf und es gibt leider kein Frühstück. Dennoch bin ich froh, zu hause zu sein. Dommy, Ralf und Martin holen mich ab und wir fahren nach Hannover. Der Weg ist nicht weit, ich schlafe aber trotzdem ein. Am Bahnhof holen wir Philipp, den Kameramann ab, der uns Live filmen soll. Das Capitol ist riesig, die größte Location bisher und wir sind gespannt auf den Gig. Natürlich haben wir nur einen kurzen Soundcheck und das Backdrop können wir nicht aufhängen. Dafür ist das Catering geil. Der Gig läuft super und die Leude spenden, trotz ihrer Vorfreude auf die Terrys viel Applaus. Danke Hannover, ihr ward großartig. Alles Gute, Eure Jungs von NUKULAR.




Freitag, 4. Dezember 2009

12/03/09 Knust, Hamburg

Donnerstag, 3. Dezember 2009. Ich wache im Hotel Holiday Inn auf. Da ich gestern Abend ziemlich nüchtern war und ohne eingeschalteten Fernseher eingeschlafen bin, war mein Traum-Erlebnis sehr intensiv: Rotterdam. Ich weiß nicht warum, aber es ist Rotterdam. Die Sonne blendet. Sie läßt die modernen verglasten Gebäude in einem brillianten weiß erstrahlen. Dommy, Ralf, Martin und ich marschieren durch die breite Hauptstraße. Wir marschieren. Wie eine Armee. Kein Auto fährt. Kein Mensch ist zu sehen. Kein Müll liegt auf der Straße. Ich sehe nach rechts zu Ralf und Martin. Während Martin sich die Brille in sein ernstes Gesicht schiebt, streckt Ralf sein Kinn Richtung Sonne. Dommy, zu meiner Linken, hat ebenfalls einen sehr ernsten Gesichtsausdruck. Wie fremdgelenkt schiebe ich den Unterkiefer nach vorne und schiele in meine Augenbrauen. Wir marschieren. Dommy hebt die Hand und ruft: "Abteiluuung, haaalt!". Ich drehe mich um. Hinter uns steht auf einmal eine Menschenmenge, alle in weißen Uniformen. Ich denke an Thomas Morus, ich denke an Christian Bale und Equilibrium, ich denke an Brazil und 1984. Dommy starrt regungslos zum flimmernden Horizont. Nur seine Nüstern pulsieren, seine Augäpfel pochen. Seine Mundwinkel zucken, er holt tief Luft, hebt seine Faust und brüllt: "Dystopiiie!" er rennt nach vorne und alle rennen mit. Plötzlich: Explosionen, überall. Stichflammen, Feuerbälle, Maschinengewehrsalven. Die futuristischen Gebäude rechts und links stürzen ein. Dann Schnitt: Im Bunker: Ich verarzte einen blutüberströmten Verwundeten. Ich wickele ihm Gitarrensaiten um sein verblutendes Bein. Während ich nach rechts zu Dommy schaue, der seinen Kopf schüttelt, streichele ich dem Jungen über den Kopf, obwohl ich weiß, dass er sterben wird. Ich wache auf.

Dommy und ich gehen zum erstklassigen Hotel-Frühstück. Dommy sieht eine ältere Dame, die im selben Mainzer Café essen geht, in dem er arbeitet. Ich brühe mir eine fünffache Ladung Ingwer-Tee auf. Ich setze mich zu Dommy und wir scannen die verschiedenen Menschen im Saal. Zu Beispiel kommt ein Mädchen herein. Sie hat Sportschuhe, ein Hohlkreuz, ein schönes russisches Gesicht und eine gute Figur, sowie ein mit "Federn" geschmücktes Jäckchen. "Sie ist Tänzerin" sage ich zu Dommy, der noch misstrauisch guckt. Wie sich aber später in der Lobby herausstellt, als wir beobachten, welche Webseiten sie besucht, stimmt meine Annahme. Ich denke "Stasi". Nach dem Frühstück fahren wir nach Hamburg City, um dort im Knust zu spielen. Obwohl das Songmaterial keiner kennt gehen die Leude gut mit, denn Hamburg ist ja auch ein bisschen Heimspiel - die Geburtsstadt der Band NUKULAR (Popkurs 2007).






Donnerstag, 3. Dezember 2009

12/02/09 Frannz-Club, Berlin

Mittwoch, 2. Dezember 2009. Nach dem gestrigen Traum, der mich schweißgebadet hat aufwachen lassen, sind die Traumbilder, mit denen ich heute im Motel-One in München aufwachen darf, zwar verwirrend, aber nicht wirklich bedeutend - zumindest sehr schwer entschlüsselbar. Ich stehe mit Dominik auf einem Hochhaus-Dach, mitten in der Nacht. Die Sterne leuchten oben wie unten. Es muss New-York oder Hong-Kong sein oder Metropolis. Dommy hat eine lange Lockenmähne fest auf dem Kopf verankert, die in fettigen Strähnen im Wind nach hinten weht. Seine kantigen Brauen winkeln sich tief in die Geischtsmitte. Er raucht selbstgedrehte Zigaretten. In Zeitlupe quillt Rauch aus den Löchern seiner Visage - schleicht sich über seine raue Stirn. Er scheint mir etwas sagen zu wollen, als ob eine unausgefüllte Sprechblase über seiner Gestalt schwebte. Frank Miller lässt grüßen. Passend setzt ein Nieselregen ein. Mit Daumen und Zeigefinger schnickt Dominik seine Zigarette über den Rand des Daches. Er macht drei Schritte auf mich zu, während er sich die Ärmel hochkrempelt, um die Arme vor seiner Brust zu verschrenken. "William" sagt Dommy oder vielmehr raunt er es, wie ein Arzt, der eine gute und eine schlechte Nachricht hat, wobei die gute Nachricht auch schlecht ist. In etwa so: "Frau Meier, die gute Nachricht ist, dass sie nie wieder arbeiten müssen...". "William" buchstabiert Dommy in seinen Bart hinein. Er zwickt mich mit seinem Blick. "Du musst zur Apokalyse" ich denke "Ja, ich weiß". Ich blicke nach rechts, nach links und sehe die blinkenden Wolkenkratzer und Sternenbügel. Pulsierende Monolithen aus der Zukunft, gebaut von Außerirdischen für Androiden. "Die Apokalyse" denke ich "ich muss dahin". Ich werfe einen letzten Blick zu Dommy, als ob er ihn auffangen solle und renne los. Ich renne, einfach geradeaus. Ich weiß, dass ich eine letzte Aufgabe habe. Noch zehn Meter, sieben, vier. Der Abgrund rennt mir entgegen. Ich muss kämpfen, jemanden retten. Noch zwei kleine Sprünge und ein großer Sprung. Ich hole tief Luft und trete auf das feuchte Blech, die letzte Stufe zum Himmel. Ich bin bereit. Ich breite die Arme aus. Die Fingerspitzen greifen nach den Regentropfen. Ich lege den Kopf in den Nacken und durchbreche den nassen Vorhang mit der Stirn. Ich werde es schaffen. Die Thermik drückt mich nach oben. Sie hält mich fest in ihren Händen, wie bei der Hebefigur in Dirty Dancing. "Apokalyyyse!" schreit mir Dommy hinterher. Dann wache ich auf. Neben steht Dommy und weckt mich zum Frühstück.

Schon seit Tagen keinen Lachs zum Frühstück. Motel-One in München ist teuer und dann kein Lachs zum Frühstück? Ich bin ein sehr bescheidener Mensch. Aber Lachs mit Dill, Meerettich und Zitrone gehört aufs Hotelbuffet. Whatever. Wir steigen in den Bus und ballern nach Berlin. Die Reise ist kurz. Ich schneide noch ein paar Videos im Bus und schlafe dann ein. In Berlin wache ich wieder auf. Wir sind sogar angenehm früh, sodass Dommy und ich im Hotel den totalen Kaffee-Quatsch machen (siehe Video). Im Frannz-Club werden Ralf und ich von einem coolen Journalisten interviewt, der aussieht wie der alte Hunter S. Thompson. Um 20:00 Uhr ist der Club noch menschenleer. Eine halbe Stunde später jedoch, pünktlich zu Konzertbeginn füllt sich der Laden und wir rocken gut ab. Vielen Dank nochmal an den Lichtmann. War ne geile Lichtshow. Nach dem Gig treffen wir uns mit LaserLaser, dem Promotionteam und nach einem langen Gespräch geht's nochmal mit einigen Freunden auf post-gigöse Kneipentour. Dann kommt das Unfassbare: Weltpremiere Nr. 1: Ich fahre den Bus vom Club zum Hotel (nüchtern! Wirklich wahr!) gefolgt von Weltpremiere Nr. 2: Vor dem Einschlafen mache ich das Licht und den Fernseher aus. Dommy fragt mich noch, ob ich krank sei, aber nein, mir geht es besser denn je. Juhuuu! Berlin gerockt! Hamburg wir kommen!






Mittwoch, 2. Dezember 2009

12/01/09 59to1, München

Dienstag, 1. Dezember 2009. Ich wache auf und fahre aus dem Bett, schnell wie eine zuschnappende Mausefalle. Angstschweiß auf Stirn, Brustkorb und Wirbelsäule. Der Puls an der Schläfe. Krampf in den Augenbrauen. Ich kriege keine Luft. Wie nach einem zu langen Apnoe-Tauchgang. Ich orientiere mich. Ich bin im Hotel. Im Motel One in München. Links weht ein eiskalter Wind durchs Fenster. Vor mir läuft der Fernseher. Telefonsex-Werbung, viel zu laut. Rechts liegt Dommy und schlummert wie ein Baby. Ich versuche mich zu erinnern. Was habe ich geträumt? Schreckliche Bilder schießen mir durch den Kopf. Die Erinnerung an meinen Traum ist ein Puzzlebild im Anfangsstadium. Es wird nie fertiggestellt werden. Zum Glück. Was war passiert? Ich bin im Miramar, ein Erlebnis-Bad in Weinheim. Schreiende Jugendliche in blauen Kunststoffrutschen, Renterpärchen in Whirpools und Kleinfamilien mit Bälgern und Nervensägen im knietiefen Pissbecken. Dann überall Metallpalmen und kitschige Südsee-Malereien an Decke und Wänden. Ich stehe am Rand des Wellenbades. Es ist hemmungslos überfüllt. Das Wasser ist gelb. Die badende Menschenmenge lacht und kreischt, als schwimmten sie in Orangensaft.

Dann, Schnitt: Ich stehe am Rutscheneingang. Es gibt den blauen Wal, die "gemütliche" Fun-Rutsche und den grünen Hai, die steile Angstrutsche - die senkrechte Arschritzenspülung. Dann gibt es noch eine rosa Rutsche. Die rosa Rutsche ist brandneu. Sie heißt: Rosa-Rutsche. Der Eingang scheint zu rotieren oder besser gesagt: Das Rutschenportal wobbelt. Eine organische feuchte Masse, eine Art Fleischkanal zuckt zusammen und dehnt sich langsam wieder aus. Das erinnert mich an eine überdimensionale Version des Virtual-Reality-Moduls aus dem David Cronenberg Film "Existenz". Davor sind zwei Plastikschienen, auf die zwei grüne Indianerfüße aufgemalt sind. Links steht ein Warnschild: Achtung, Schleudergefahr! Und darunter: Zutritt für Kinder unter 25 Jahren nicht gestattet. Ich denke mir: Keine Gefahr! Und stelle mich langsam und vorsichtig auf die grünen Barfüße auf dem Boden vor der Rutsche. Vor mir pulsiert die fleischige Rutschmasse, wie der Rachen eines Octopus. Ich sehe genauer in das malmende Rosa und mache eine beunruhigende Entdeckung. Kleine gelbe Zähnchen säumen den Rutschenrand. Und dann geschieht es: Das Sandwurm-Gesicht klafft auf und sprizt mir Galle und kleine Fleischbrocken ins Gesicht. Das Rutschen-Ding keift, grölt und pfeift - und es stinkt nach Kläranglage. Das modernde Keuchen kehrt sich plötzlich um und beginnt zu saugen wie ein Staubsauger mit der Kraft eines Windkanals. Es saugt mich ein. Ich versuche irgendwo halt zu finden. Ich habe Angst. Es ist zu spät. Die brüllende Seegurke saugt mich in ihre fratzende Wursthülle. Ich tauche in den dunklen Morast und das Letzte was ich spüre sind die abertausenden Zähnchen, die meine nackte Haut abschaben und endgültig zerreißen. Aaaaarrrggghhh!

Ich wache auf. Zum Glück ist es noch mitten in der Nacht und ich kann den Schock überschlafen. Nach so einem Traum ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass danach etwas sehr Schönes geschieht. Und so ist es. Ich werde von Dommy zum Frühstück geweckt und wir schlagen uns die Mägen voll. Croissants mit Nutella, Obstsalat mit Joghurt, Multivitaminsaft, Körnerbrötchen mit Diät-Becel-Margarine, Gurken- und Tomatenscheibchen, Emmentaler und geräucherte Putenbrust, weichgekochte Eier und viel, viel Kaffee. Da fällt es mir erneut auf: Du bist verdammt nochmal im Paradies! Die Vertreibung hat nur stattgefunden, wenn Du es willst und zuläßt. Da wir noch acht Stunden Zeit haben bis zum Get-In im Club, machen wir uns im Hotel-Zimmer breit und sehen uns einen Film an. "Prestige" heißt das Meisterwerk von Sensations-Regisseur Christopher Nolan. Der Mann der Batman seine cineastische Seele eingehaucht hat, läßt Christian Bale und Hugh Jackman als Illusionisten und Magier in einem brilliant erzählten Streifen konkurrieren. Der Film ist vorbei und wir machen nur noch Blödsinn. Das Kind im Manne ist unsterblich.

Am Abend machen wir uns auf den Weg in den Club. Wir fahren zweimal um den Block, um doch wieder vor dem Hotel zu halten. Der Club ist direkt daneben. 59to1 heißt der übersichtliche Laden. Wir werden angenehm begrüßt und Stage Hands und Get-in-Snacks... alles im Überfluss vorhanden. Willi D. der geniale Mann am Tonpult mischt uns einen guten Bühnensound zusammen und pünktlich um 21:00 Uhr legen wir los. Das Publikum ist einfach super drauf. Es scheint Ihnen richtig gut zu gefallen. Als Band-Highlight gilt unser erstes persönlich von allen signiertes "SCHERE IM KOPF" Album... Liebe Leute... Viel Spaß und Freude wünsche ich Euch allen. Haut rein und bleibt glücklich. Wenn ihr unglücklich seid, dann ändert was... Euer an Euch glaubender Woody im Namen von NUKULAR!




Dienstag, 1. Dezember 2009

Bewerbungsunterlagen


Bewerbungsunterlagen, ursprünglich hochgeladen von Dominik Gruszczyk

Heiss aus dem Bett auf die Straße! Leudde, die Pladde ist da! Und auch schon welche verkauft!!! Wir sind einfach geil!!!

Montag, 30. November 2009

11/30/09 Off-Day, Mainz, Darmstadt

Monatg, 30. November 2009, 00:01 Uhr. Martin, Dommy und Ralf setzten mich in Darmstadt ab. Dort lege ich mich nach einer nukularen Internet Session um 06:00 Uhr in der Frühe in das Bett meines Bruders (ohne meinen Bruder). Mein rechtes Ohr ist zugeschwollen. Auf diesem Ohr bin ich taub. Mit einem monotonen Pfeifkonzert schlafe ich ein und habe folgenden Traum: Ich bin zuhause in meiner Wohnung in Hamburg. Ich laufe durch den Flur und sehe, dass die Tapete an einer Kante eingerissen ist. Mit einem langen Samurai Schwert pule ich den Münchner Rauhfaserbelag von der Wand und feine Ritzen zeichnen die Konturen einer Tür in den Putz. Ich stemme mich mit meinem ganzen Gewicht und meinen gesammelten Kräften gegen die Wand und sie läßt sich eindrücken, wie ein geheimer Zugang in den Katakomben in einem Indiana Jones Film.

Ich schiebe den massiven Steinblock weit in den unbekannten Raum bis er umfällt. Eine endlose Hallfahne fliegt in die Ecken des dunklen Saals. Wie selbstverständlich greife ich nach rechts und ertaste einen Lichtschalter. An der zehn Meter hohen Decke poppen die Lichter von grellen Neonröhren auf. Ich warte, bis alle Leuchtstoffröhren erleuchtet sind. Dann verharre ich regungslos und lasse einige Sekunden verstreichen bis die Photonen sich wie der Schall bis in die Ecken verbreitet haben. Nichts passiert. Dreißig Sekunden. Atem anhalten. Nichts. "Hallooo?" rufe ich ins Nichts. Nichts. Geradeaus um den Steinblock, den ich durch die Wand geschoben habe, betrete ich die weißgetünchte Messehalle. Obwohl ich Strümpfe an den Füßen trag, macht jeder Schritt ein Geräusch, als hätte ich neue italienische Herrenschuhe an. Klack. Klack. Klack. Und immer die nie enden wollende Hallfahne, die mich daran hindert, besonders schnell zu gehen. Als ich in der Mitte des Raumes angekommen bin, sehe ich mich um. Dort wo eben noch der Durchgang zu meiner Wohnung war, ist jetzt Loch mehr, keine Tür, kein Portal. "Fuck, ne Falle!" denke ich laut. Wahrscheinlich war der Raum nicht ohne Grund zugemauert. Es regnet. Es regnet? Nein, mir tropft Wasser auf die Haare. Ich mach einen Sprung zur Seite. Mit meiner Hand fahre ich über die Schädeldecke und ziehe eine klebende Spur von der Fontanelle bis zur Stirn. Gelbgrüner Schleim, wie bei einer ausgewachsenen Sinusitis. Ich rieche daran. Riecht nach Eiter. Ich lege den Kopf in den Nacken und inspiziere die Decke. Die Neonrören blenden. Ein Netz aus Stahlträgern hält die Lichter oben und an einem der Träger erkenne ich schemenhaft einen Vogel oder einen Flugsaurier oder ein Alien, ich seh eigentlich gar nichts. Das macht die Situation noch unheimlicher. Als ich zur Wand gehen will, um einen Ausgang zu suchen, kann ich mich nicht bewegen. Ich bin gelähmt. Dann geht alles sehr schnell: Aus der Ecke hinter einem Stahlträger springt eine überdimensionale, schleimige Gottesanbeterin hervor. Sie hat ein fieses Gebiss und sie ist sauer. Sie keift und schleimt wie ein Alien im gleichnamigen Film, wenn es sich durch den Magen bohrt. Zudem hat das Monsterinsekt riesige Flügel. Ohne zu zögern stößt es sich mit ihren riesigen Froschschenkeln von der Wand ab und fliegt auf mich zu. Ich wache auf.

Es ist 13:33 Uhr. Ich rufe sofort beim HNO-Arzt an und lass mir einen Termin geben. Der spült mir dann drei Stunden später die Ohren frei. Als er die Brocken im Nierenbecken inspiziert sagt er, als hätte er das schon oft gesagt: "Na, da haben wir ihn doch! Dattelkern." und läßt das rosinenähnliche Teilchen im gelblichen Sud kreiseln, bevor er es langsam weggießt. Ich denke an Kochen. Ich denke an Gnocchi mit Paprika, ohne Rosinen. Bei meinem Vater angekommen hat er schon gekocht. Gemüse mit Gemüse. Einfach einfach. Aber sowas von geil! Nachdem ich gegessen, einen Liter Rotbusch-Tee getrunken und ein Bad genommen habe holen mich Dommy, Martin und Ralf mit dem Band-Bus ab. Und jetzt sitz ich im Bus und lade den Blog-Eintrag mit GPRS-Handy ins Internet. Crazy-Shit. Noch 200 Kilmeter bis ins Motel-One am Snedlinger Tor in München. Morgen früh gibt's vielleicht schon Schnee. Ach wie schee. Alles Gute von Euren Jungs von NUKULAR. Euer Euch liebender Woody!


11/29/09 Universum, Stuttgart

Sonntag, 29. November 2009. Die Nacht war zu kurz. Mein Traum auch. Kurz und unverständlich und leicht peinlich. Ein Mädchen, in das ich verliebt war, steht mit unbekleidetem Oberkörper vor mir. Ihre faustgroßen, zierlichen Brüste schimmern ockerfarben im steilen Sonnenlicht am Äquator. Hinter ihr rauschen azurblaue und türkisfarbene Wellen an den weißen Strand. Sie grinst, wie sie es oft getan hat, als sie sich noch gefreut hat, mich zu sehen. Ein Grinsen, das den schweren Kopf leicht macht. Ein Grinsen, bei dem man auch im Angesicht eines Roland Emmerich Tsunamis zurück grinsen muss und die Zeit, den Raum und das Leben übersteigt. Ich habe zwei Bananen in den Händen. Ich fahre meine Hände aus und passe die Rundform der Bananen an die Unterkante ihrer Brüste "Ich setzt dir die Bananas auf die Brust" sage ich zu ihr und denke "Oh Mann, wie cool!". Dann werde ich von Dommy zum Frühstück geweckt und denke "Oh Mann, wie peinlich, aber zum Glück nur ein Traum!".

Mit dem Frühstück müssen wir uns diesmal beeilen, denn bevor wir zum Get-In um 15:00 Uhr in Stuttgarts Universum sein müssen, steht uns ein Abstecher nach Frankfurt am Main bevor. Dort werden wir Wolfgang treffen, der uns einen Stapel frisch gepresster Alben in die Hand drückt. Ja, es ist so weit. Mann wie geil. Das erste eigene Album der Band NUKULAR. Mit einem schönen Booklet. Viel Liebe zum Detail steckt sowieso in der gesamten Produktion. Wir hoffen, dass noch viele Menschen in den Genuss kommen werden, dieses Album zu hören und zu haben. Spätestens ab Februar heißt es: "SCHERE IM KOPF!" (so heißt das Album) für ALLE!!! In Stuttgart erwartet uns ein hübscher Weihnachtsmarkt. Ich hasse Weihnachtsmärkte, es sei denn man tendelt mit den Jungs oder mit einem Mädchen durch die Menschenmassen und trinkt Glühwein oder trinkt Glühwein. Im Universum sind heute die Höllenhunde los. Universum, so heißt der geile Live-Schuppen im Herzen Stuttgarts. und die Höllen- und Schweinhunde werden wir jedem noch austreiben respektive überwinden lernen. Gesagt getan. Nach dem äußert delikaten afrikanischen Abendessen (Erdnuss, scharf) entern wir die Bühne und geben alles. Und, ja, den Rest schaut sich dann jeder am Besten Live an, wenn es wieder heißt NUKULAR!!! On Stage... Alles Liebe und kauft nicht zuviel Müll an Weihnachten. Steckt Euer Herz und Empathie in den wahren Warenaustausch. NUKULAR-Album, Briefe, Lieder und Körperlichkeiten sind nach moderner Definition (W. R. Veder) Waren, die mit der steigenden Ansammlung durch kostengünstige Produktion minderwertiger und kurzlebiger Gebrauchsgegenstände eine Alternative zum Diktat der Masse und Perspektive für den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit bieten. Fleece, Glove an Tea Ceremony. Woody!








11/28/09 Fort Fun, Bestwig

Samstag, 28. November 2009. Das Hotel in Recklinghausen ist irgendwie echt geil. Weiche, große Betten, heiße Duschen, große Zimmer. Ich schlafe so tief, dass ich wenig träume und dann auch nur unspektakulären Mist: Ich sitze auf einem Melkschemel vor einem Kindertisch und bearbeite die Photos vom Vorabend. Alles ist qualitativ schlecht, unscharf und verrauscht und ich denke "Ja, so ist es perfekt!". Da erinnere ich mich an den surfenden West-Coast Soziologen David Carson. Nach seinem Soziologie Abschluss Ende der Siebziger hat er ein Grafikstudium begonnen und die Zeitschriften "Musician", "Surfer" oder "Ray Gun" gestaltet und mit herausgebracht. Dabei hat er einfach falsch komprimierte Digitalbilder verwendet und Buchstaben als Typografie benutzt und wurde damit weltberühmt. Ich wache auf und denke, dass man am erfolgreichsten ist, wenn man das tut, was man im Grunde seines Herzens selbst für richtig hält. Wer etwas Neues erschaffen will, sollte sich nur darauf konzentrieren, dass es nicht kopiert oder schlecht oder gut immitiert ist, dass es aus einem selbst heraus entspringt und dass es ehrlich und wahrhaftig ist. Dann gerät der Wille etwas Neues zu erschaffen in den Hintergrund und die bloße Tat und deren zugrundeliegende Idee wird sichtbar.

Wir packen unsere Sachen im Hotel zusammen, was mal wieder länger dauert als gedacht. Video-Cam, Photoapparat, Laptop, Festplatten plus Akkus, Netzteile, USB-Kabel, Netzkabel, das ganze portable Multimedia-Studio eben. Dann die überall verteilten verschwitzten Klamotten einsammeln Sie sind noch klamm und durchziehen die Luft mit einem Bittersalz Geruch. Ab geht's auf die Autobahn. Der Fort-Fun-Saloon im Sauerland ruft. Mein rechtes Ohr ist zugeschwollen und ich hoffe, dass es bis zum Abend wieder frei ist. Der Funpark ist etwas abgeschieden von der Zivilisation und ich denke, dass keiner den Weg dorthin finden wird. Aber ca. einhundert Leute sind schon um Acht Uhr pünktlich zu unserer Show vor Ort. Der Saloon fasst schätzungsweise fünfhundert Menschen, daher wirkt das Publikum spärlich gesät. Wie wir im Nachhinein per Videobeweis feststellen hatten die vermeintlich wenigen Leute doch eine Menge Spaß... So das war's erstmal für heute von Euerm Woody! Juhuuuh!






11/27/09 Vest-Arena, Recklinghausen

Freitag, 27.11. November 2009. Das Hotel Westerkamp in Osnabrück haben Dommy und ich bereits vor knapp einem Jahr besuchen dürfen. Und wir übernachten zusammen im selben Zimmer, in dem ich damals war. Einhundertvier steht in massiven Lettern an der Tür. Es gibt Kabelfernsehen und eine Badewanne. Das Frühstück ist sensationell. Eiersalat wird in kleinen Porzellanschiffchen gereicht. Miniaturbrötchen mit einem reichhaltigen Körnermix verbacken gesellen sich neben frische Buttercroissants. Eine hübsche junge Dame mit vollen Lippen serviert Kaffee und ihre kleinere schüchterne Kollegin bereitet auf Wunsch Rührei mit Champignons zu. Der Räucherlachs ist mit Dill ummantelt und natürlich gibt es Meerettich. Also: Nahezu perfekt.

Weniger spektakulär war mein Traum diese Nacht: Ich stehe in einer Druckerei. Vor mir ragt ein schweinsgesichtiger, stinkender zweihundert Kilo Koloss zwei Meter in die Höhe. Er trägt eine blutbesudelte Metzgerschürze und atmet schwer, sodass sich seine Nasenflügel aufblähen. Seine fleischigen Fäuste hat er in die wulstigen Hüften gestemmt und er schielt mich von oben herab mit einem verquollenen Bud Spencer Blick an. Er ist sauer. Ich habe ihm vorgeworfen, dass er unser NUKULAR-Backdrop falsch ausgedruckt hat. "Sehen Sie doch, der Name ist falsch geschrieben!" ich deute rechts neben mich auf den Boden, wo der Banner liegt. Verzweifelt kippt meine Stimme. Der Riese bewegt sich keinen Zentimeter. Ich kann es nicht fassen und lese nochmal und nochmal. NUKLUAR, es steht NUKLUAR auf dem sechs Quadratmeter großen Backdrop. Der Fleischberg haut mit der flachen Hand auf seinen Bürotisch neben ihm und grabscht einen Zettel aus einem unübersichtlichen Haufen Papier. Seine Faust schnellt meinem Geischt entgegen und bleibt in Riechweite vor meiner Nase stehen. Verbranntes Fritösenfett und alter, trockener Männerschweiß. Das DIN A4 Blatt, das er in der Hand hält ist eine Druckvorlage für das NUKULAR Logo. Steht auch drüber: Druckvorlage. An der unteren Kante steht: williamveder.pdf. Und mittig, nicht zu übersehen: NUKLUAR. Ich gebe auf, er hat wortlos gesiegt. Ich ärgere mich unendlich, dass ich so dumm war und den Schriftzug nicht nochmal kontrollliert habe.

Dann, Schnitt. Ich knie in einer hell beleuchteten Wohnung, hoch über den Dächern einer Millionenstadt. Riesige Glasfenster gewähren einen Blick in die blinkende Nacht. Vor mir liegt das Backdrop, neben mir kniet ein hübsches dunkelhaariges Mädchen. Ich schüttele den Kopf und atme und raune und seufze. Das Mädchen springt auf und ihr Pferdeschwanz rotiert wie der Rückenpropeller von Karlsson vom Dach. "Also, ich find" sagt sie, neigt den Kopf zur Seite und stemmt die kleinen Hände in ihre Sanduhr-Hüften "ich finds so auch cool. Auf die Schnelle kannste da sowieso nix machen. Und außerdem, och irgendwie, ich weiß nicht" und sie zieht ihre Nasenflügel hoch, sodass ihre Gesichtsmitte von kleinen, zentrierten Fältchen durchwoben wird. Und ich denke mir, dass der Banner auf den Schrott kommt und das Mädchen in mein Herz, da so eine infantile, naive, heitere Art genau das ist, was ich gerade brauche. Dann wache ich auf und anstatt des hübschen Mädchens mit dem Pferdeschwarz ist nur Dommy im Zimmer, der mich zum Frühstück weckt. Nach dem 1a-Service im Frühstücksraum geht's ab auf die Autobahn Richtung Recklinghausen. Die Vest-Arena ist keine Arena im herkömmlichen Sinn. Sie ist eher eine Sporthalle, Schulsport, nur irgendwie moderner und anstatt Weichboden und Klettergerüst gibt es eine Bühne, eine Bar und Sitzgelegenheiten. Wir bauen auf, machen Soundcheck. Punkt acht auf die Bühne. Die nicht wirklich zahlreichen Menschen im Publikum honorieren die Songs mit einer guten Portion Applaus. Wir liefern wie immer sauber ab und geben unser Bestes. Aber wie bei Facebook bereits erwähnt: Recklinghausen ist nicht wirklich Rockinghausen. Das wars erstmal wieder von Woody Traumreise... Bleibt cool, aber ehrlich! Euer Euch liebender Woody.






Freitag, 27. November 2009

11/26/09 Rosenhof, Osnabrück

Donnerstag, 26. November 2009. Ich liebe es in Hotels ins Bett zu steigen, am besten nicht allein, aufzuwachen und abzuhängen. Es wird am ganzen Leib spürbar, was es heißt, ein Neuzeit-Nomade zu sein. Man stürmt in ein Zimmer, schmeißt das Gepäck aufs Bett, genießt die Freiheit, alles um sich herum liegen lassen zu dürfen. Die Uhr bleibt stehen, die Pflichten liegen, wenn überhaupt, in weiter Ferne und das Bett ruft – nach ausgedehnter Entspannung oder spannenden Dehnungsübungen. Um halb fünf lösche auch ich das Licht und verfalle in einen verdient tiefen Schlaf und habe folgenden Traum: Ich stehe an einem barocken Friedhofseingang im Zentrum von Neukölln. Ein frischer Frühlingsmorgen. Ich muss meine müden Augen im grellen Sonnenlicht zusammenkneifen. Es riecht nach Currywurst, Flieder und Hundescheiße. Etwas Unvorhersehbares liegt in der Luft. Wie in den Morgenstunden des World-Trade-Center Anschlags. Über Nacht haben die Kirschbäume ihre Blüten verloren. Eine kranke schwarzgraue Krähe purzelt von einer morschen Platane und humpelt durch den Straßendreck unter ein rostiges Wohnmobil. "Make Love - just do it!" - steht in regenbogenfarbenen Flower-Power-Lettern auf der Längsseite des VW-Bullys. Anstatt einem NIKE Logo macht sich eine rauchende konische Sportzigarette unter dem Schriftzug breit. Ich fummele ein Roth-Händle (au!) Päckchen aus der Brusttasche meiner schwarzen Lederjacke und stecke mir das krümelige Ende in den Mundwinkel. Ich taste mich ab und finde kein Feuer. Von rechts schießt mir eine Faust vors Gesicht, geballt um die tanzende Flamme eine Benzinfeuerzeugs. Ich sauge den bitteren Qualm ein und huste ihn in stotternden Stößen wieder aus.

Ein großer junge in einem sauberen graublauen Hip-Hop-Suit grinst mich an. "Ey yo, yo,yo", er rückt sich die ungeknickte Kappe zurecht. "Was geht ab Woody!". Ich kenne den juvinalen Jungrapper, aber wie das manchmal ist liegt mir sein Name auf der Zunge, aber er will nicht rausspringen. Also, umgehe ich meine Unsicherheit mit einer Offensive. "Na! Alles klar bei dir? Lange nicht gesehen." Er lacht und fragt, ob ich an Alzheimer leiden würde. Ich verstehe es nicht, will ich auch nicht, da ich über Minderheiten-Witze oder Kranken Humor nur von Minderheiten oder Kranken erzählt lachen kann. Er sagt er würde den Battle gewinnen und holt einen Stapel Papier aus seinem Kapuzenpullover. "Yo Woody, ich würde sagen ich bin der Winner" ein naives Freudestrahlen zieht sich durch sein Gesicht. Er legt den Kopf zur Seite und schielt mich mit aufgerissenen Augen an. "Schau!", nur Menschen aus Bayern sagen "schau", er zeigt mir Postkarten von Tapetenmustern. Es sind Muster von William Morris aus dem neunzehnten Jahrhundert, aber in grellen, Neon-Farben. "Damit kriege ich sie!" und ich weiß, wen er meint - eine gute Freundin von mir, die wirklich süß ist und ich sie auch von Herzen gern habe, aber ohne dabei an die körperliche Vereinigung zu denken - zumindest nicht vorrangig. Das ist bei dem gutgelaunten Szene-Gangster wohl anders. Er glaubt, wir hätten einen Kampf um die Pole-Position. "Yo Mann, ich mach den ersten Stich, Alter!", dabei stößt er mit den Handflächen vor seinen Schritt. Ich halte eine Postkarte mit einem Tapetenmuster in der Hand. Darauf steht in goldenen Buchstaben. LEFT OR RIGHT. Und ich denke, verlassen oder richtig... und wache auf.

Ich frühstücke mit Dommy und erneut fällt mir auf, dass für einen Gourmet, wie ich es gerne wäre, Saumon sur la table de petit déjeuner extremement geil ist, aber ohne Meerettich höchstens fünfzig Prozent. Ich bin gespannt, ob es jemandem gelingt, auf der Tour ein Lachsfrühstück zu zaubern mit: Lachs, Dill, Meerettich, Zitrone, frisches Haselnussbrot und natürlich Sekt (Woody! Es reicht!). Ich steige mit Dommy in den Bus und wir machen uns auf den Weg nach Dortmund, um das Community-Team der Online- und Radio-Promotion zu treffen. Wir haben sehr wenig Zeit und es reicht nur für flüchtige Worte. Aber zum Glück hat man sich mal offen und ehrlich in die Augen sehen können. Dann fahren wir auf die Autobahn und schleichen durch den zähflüssigen Verkehr bis nach Osnabrück. Im Rosenhof angekommen sind wir sofort begeistert von der Größe der Bühne und der Halle. Es wird ein riesen Fest werden. JUHUUUH! Dommy schießt saugeile Photos und ich mach ein paar Videoaufnahmen. Dann das volle Programm. Spielen, Abbauen, Trinken, Hotel und um fünf Uhr in der Frühe gehen mir die Lichter aus... Also, stay tune für die heißesten Neuigkeiten von NUKULAR. Im Namen der Band grüße ich Euch von ganzem Herzen und wünsche Euch Frieden und Bewußt-Sein... Euer Woody!




Donnerstag, 26. November 2009

11/25/09 Luxor, Köln

Mittwoch, 25. November 2009. Ein unangenehmer Geruch reißt mich aus dem Schlaf. Mmh, es sind meine ausgedünsteten Bühnenklamotten vom Vorabend. Da haben wir in Frankfurt am Main im Nachtleben gespielt. Als ich dann ins Land der Träume gewandert bin, hatte ich folgenden kurzen Traum: Ich stehe in einer verlassenen Betonwüste, eine Geisterstadt. Die Hitze treibt den Puls in meine Schläfe. Mein Hals ist rau und trocken. In kräftigen Schlücken sauge ich einer Vittel Flasche den letzten Rest aus dem Bauch und drücke einen seltsamen Rhythmus in das knisternde Polyethylen. Ich kneife die Augen zusammen, blicke mich um und laufe los, ohne das Gefühl zu haben, dass ich wisse wohin es gehen soll. Umgeben von verfallenen Nachkriegsbauten, umgeknickten Straßenschilder und zerfetzten Plakatwänden spaziere ich durch die leeren, breiten Straßen. Die vergammelten Reste eines zerfleischten Müllsacks stolpern im Entengang auf die Schattenseite der Gasse. High Noon. Der sandfarbene Horizont flimmert im Übergang zur heißen Einöde.

Aus dem Staubnebel tritt eine hagere Silhouette hervor. Ein leuchtender Kranz aus Orange und Silber umgibt die Gestalt. Ich vermute, dass es ein Entsorgungs-Beauftragter der Stadt sein müsse. Er zeichnet im niedrigen Sonnenlicht einen langen Schatten auf den ockerfarbenen Schotter. Sein Kopf ist mit Asche bedeckt und dünstet aus wie ein Schornstein. Im Mundwinkel klebt ein Stengel verbranntes Papier, eine Zigarette. "Hey sie" er sieht mir in die Augen und deutet auf die Vittel-PET-Flasche. "An ihrer Stelle würde ich das nicht trinken.", sagt er während er seine Arme vor seiner Brust verschränkt und sich in ein nicht vorhandenes Netz zurücklehnt. "Wieso? Ich trinke das schon immer", sage ich zu ihm, obwohl ich gerade nicht weiß, ob "schon immer" heißt, dass ich das trübe Wasser seit meiner Geburt oder dem letzten Schluck trinke. "Sie haben wohl nichts von der fakultativen Bakterienplage gehört, was? Fakultativ, das heißt soviel wie un-auf-ge-for-dert" er dehnt jede Silbe mit einer Grimasse in die Länge "Jaaa, Streptococcus mutans! Mutanten! Sie haben es alle getrunken. Sie sind hier. Überall. Keiner ist der Plage entkommen, der es getrunken hat, sagen die Wissenschaftler" mit seinen beiden Händen zeichnet er die Wissenschaftler mit Gänsefüßchen in die Luft. "Und was meinen sie", frage ich ihn "was trinken soll?". Bevor ich meine Frage zu Ende gestellt habe reicht er mir einen Flachmann begleitet vom einem breiten zahnlosen Grinsen. Sein Papierstengel richtet sich aufmerksam auf. Ein beißender Geruch von selbstgebranntem Schnaps steigt mir entgegen. Und bevor ich "Danke" sage greife ich zu und ersticke das Wort im gurgelnden Spiritus.

Dann wache ich auf, weil das Telefon klingelt. Dommy ist am anderen Ende der Leitung und kommt in einer dreiviertel Stunde, um mich abzuholen. Wir fahren nach Kölle. Mmmh, der Traum ist mit Sicherheit auf das geniale Buch, das ich gerade lese, zurückzuführen. Cormac Mc Carthy, "Die Straße". Ein Vater durchwandert mit seinem jungen eine ebenso postapokalyptische Welt, wie in meinem Traum. Ich nehme also das Buch und steige in ein Erkältungsbad, das nach Thymian und Salbei duftet. Dann esse ich zehn Mandarinen, trinke einen halben Liter Buttermilch und packe mein stinkendes Bühnenoutfit ein. Dommy kommt und wir fahren nach Köln, um heute Abend im Luxor ein Konzert zu spielen.

In Köln angekommen läuft alles wie geschmiert. Wir bauen auf, warten, warten, warten auf unseren Soundcheck. Martin und Ralf treffen ein. Nach dem Soundcheck geht es zum Inder und es gibt viel zu viel zu essen. Mit vollem Magen geht es zur post-dinnirösen Meditation in den Backstage-Raum und dann Punkt neun auf die Bühne. Wir hoffen, liebes Köln, dass ihr so viel Spaß hattet, wie wir. Da das Gefühl der Band im Ohr des Publikums liegt, zum Teil zumindest, und umgekehrt, gehen wir einfach mal davon aus, dass es euch gefallen hat. Aber ich habe auch mal wieder gelernt, ich glaube das haben wir alle, dass man einfach nicht so früh vor dem Konzert so viel essen sollte, egal wie lecker es ist. Also, alles Gute vorerst und in diesem Sinne wünsche ich euch allen im Namen von NUKULAR eine tolle Zeit. Euer euch immer liebender Woody.


NUKULAR // ONTOUR LIVE@Nachtleben

Mittwoch, 25. November 2009

11/24/09 Nachtleben, Ffm // Tourauftakt

Dienstag 24. November 2009. Der Wecker klingelt, es ist acht Uhr in der Frühe. Zu früh. Der Schlaf liegt noch schwer auf den Augen, obwohl ich es geschafft habe, (seit langer Zeit zum ersten mal) vor zwölf Uyhr schlafen zu gehen. Denn ich habe im Zimmer meines Bruders in Darmstadt übernachtet und ließ den Fernseher als unterstützendes Sedativum laufen. Das ZDF zeigte den Montagsfilm. Wie jeden Montag, nehme ich an. Bruce Willis spielt einen Kinderpsychiater in dem M. Night Shyamalan Film "The Sixth Sense". Einer dieser Filmtitel, für die es keine deutsche Übersetzung gibt und die dann auch echt beschissen klingen, wenn man sie in einem deutschen Satz einbaut: "Ey, sag mal, hast du schon "The Sixth Sense" gethehen?"... Naja, jedenfalls war dieser Film besser als Baldriantropfen, sogar besser als Morphium.

Sofort bin ich eingeschlafen und habe von einem Mädchen geträumt, in das ich mal schwer verliebt war: Ich sitze in einem gemütlichen Programmkino mit roten Samtsesseln und lege die Füße auf die Kopflehne der Sitzreihe vor mir und schaufele Honig-Popcorn in mich rein. Ich esse niemals Popcorn und wenn doch, dann lieber das mit Salz. Viel Salz. Sowie Lakritz. Das muss genauso salzig sein, dass es dir den Mund zusammenzieht und du glaubst, dass du gerade auf einem Aceton-Lappen kaust. Ich liege also zwischen diesen roten Empire-Sesseln und es ist so warm, wie im Hochsommer auf dem Dachboden. Ich schaue mir einen schwarz-weiß Film an. Sieht aus wie Nouvelle Vague, Godard oder Truffaut oder ein amerikanischer Independent Film, wie Stranger than Paradise oder irgendein Cassavettes Streifen. Die sich häufenden Kontraste zwischen kontroversen Dialogen und langatmigen Schweigeminuten deuten das nahende Ende an.

Plötzlich kommt eine Clique junger Mädchen an mir vorbeigerauscht. Begleitet von unterdücktem Kichern und Glucksen. Position rechts-außen: Mein Sweetheart. Sie setzt sich zwei Reihen vor mir hin, so dass ich sie noch sehen kann. Sie blickt sich um und sieht mich, scheint mich aber nicht wiederzuerkennen. Ich denke sofort an den Haitianer aus der Tim Kring Serie "Heroes". Er kann die Erinnerungen von Menschen auslöschen. Ja, wahrscheinlich hat er sie getroffen. Ja, wahrscheinlich hat sie ihn aufgesucht. Ja, wahrscheinlich habe ich ihr das befohlen und bin danach ebenfalls zum Haitianer, um diese Erinnerung loszuwerden. Dass sie mich nicht erkennt, erkennen will macht mich traurig.

Obwohl mir der Film gefällt, glaube ich (das weiß man bei Independent Filmen nie so genau), verlasse ich den barocken Raum, um mich auf der Toilette ordentlich zu übergeben. Ich beuge mich über die desinfiziert riechende Schüssel und es will nicht raus. Es macht mich rasend, jedoch sind meine Bewegungen wie in Zeitlupe, wie in Treibsand, wie auf Morphium oder Ritalin. Ich schiebe die Hand in den Mund und kitzele an meinem Gaumen, ich knete mein Zäpfchen – nichts passiert. Ich schließe den Deckel setze mich und stemme den Kopf in die Hände da fallen mir die Photos ein. Ich durchkrame meinen Geldbeutel und schüttele sämtliche Photos heraus. Sie fallen alle auf den Boden und schichten sich wild übereinander. Tausende. Mehr als jemals in ein Portemonnaie passen würden. Abertausende. Und nur der Schritt. Mit Slip. Gespreizter Arsch, ein Schlitz unter der violetten Spitze, Hüftknochen, Bauchnabel, Arsch von der Seite, von der anderen Seite – aber kein Gesicht. Keine Lippen, keine Augen, nicht einmal Hände. Der Ekel überwiegt die Geilheit. Vielleicht war das Mädchen im Kino nicht meine Herzensdame. Ich wühle, langsamer als ich will, weil ich nur langsam kann in dem Haufen und finde tatsächlich ein Photo von einem Gesicht und ich erinnere mich. Sie ist es. Ja, sie ist es. Das Mädchen im Kino, das Mädchen auf dem Photo. Sie ist es. Und was ist mit den Hüftknochen und den Arschritzen? Egal, wenn sie das ist, nice, why not?

Ich haste zurück ins Kino. Der Film ist vorbei und der Saal ist hell erleuchtet. Eine Frau in einem hellblauen Kittel saugt die Honig-Popcornreste von meinem Sitzplatz in einen quietschgelben Behälter. Ein alter dünner Mann mit Zylinder, der Vollstrecker aus "Donnerlipchen", zieht einen Vorhang vor die Leinwand. Die drei Mädchen sitzen aber immer noch auf ihrem Platz und giggeln, turteln und glucksen. Sie halten sich kichernd ihre Hände vor den Mund und, werfen gemeinsam, wie auf Kommando, den Kopf in den Nacken und staunen sich gegenseitig an: "Nee, oder? Nicht wirklich?". Als ich das sehe bin ich so erstaunt, dass ich einen mundvoll Honig-Popcorn auf den roten Teppich huste. Mein Traum-Mädchen sieht sich um und ihre Augen saugen mich ein, wie der Staubsuager das Popcorn. Ich wache auf...

Dann wird mir klar: Nicht nur Träume sind strange. Auch das echte Leben hält immer wieder Überraschungen bereit. Ich kann es kaum glauben. Aber es ist wahr. Heute ist der erste Tag unserer ersten NUKULAR-Tour. Quer durch Deutschland supporten wir Terry Hoax und haben die Ehre, den ersten Akkord im Nachleben im fast schon heimatlichen Frankfurt am Main anzuschlagen. Dann geht eigentlich alles ziemlich schnell: Ich fahre nach Mainz, wir laden den Bus ein und fahren zusammen nach Frankfurt. Im Management Büro holen wir unseren frisch eingetroffenen Banner ab und rollen ihn im Nachtleben auf dem Fußboden aus. Wow. Sieht super aus. Dann warten wir einige Stunden auf Terry Hoax und sind kurz vor acht mit dem Soundcheck dran. Wir sind ziemlich froh und stolz und gerührt, dass alles so passiert, wie es passiert. Wir spielen uns die Seele aus dem Leib, sind aber ziemlich froh, dass sie in den Stunden nach dem Konzert wieder in uns zurückkehrt und hoffen, dass es so weitergeht. An dieser Stelle möchte ich im Namen von NUKULAR nochmals allen danken, die es möglich gemacht haben, das wir nun hier sind. Allen voran Marc! Vielen Dank! Nach dem Gig gehen wir gemeinsam zum Thailänder und ich bekomme natürlich das falsche Gericht, wie immer beim Asiaten. Aber das fällt mir erst auf, als wir schon längst wieder zuhause sind...






Samstag, 21. November 2009

NUKULAR // Probe in MZ

YEAH! Wir proben uns den Arsch ab und zerrocken das gesamte Panzerwerk. Einfach geil Leute. Am nächsten Dienstag geht's los: Ab 24.11.2009 auf Tour. Los geht's im Nachtleben in Frankfurt und dann quer durch die Republik. Checkt die Tourdaten aus, ruht Euch aus und feiert mit uns! Alles Gute von Euerm Woody im Namen der Euch liebenden Band NUKULAR...

Mittwoch, 4. November 2009

NUKULAR bei YouTube

Wir haben jetzt unseren offiziellen ganz eigenen Youtube-Channel. Schaut rein! Unser Video zum Song Notausgang enstand an einem kalten Novembertag in einer verfallenen Ziegelsteinfabrik in Südhessen. Der Regisseur und Kameramann Carlo Oppermann hat uns mit seinen vierzehn Jahren in der Fabrik-Ruine passend zum Song in Szene gesetzt. In Zeiten der Finanzkrise und des rückläufigen Wirtschaftswachstum macht sich ein kaltes, egozentriertes Gesellschaftsgefühl breit. Als Lösung rufen wir zur kollektiven Flucht auf, um das sinkende Schiff zu verlassen, bevor es zu spät ist. Nach der Apokalypse werden wir in naturaler Umgebung auf dem NUKULAR-Planeten wiedergeboren. Ein neues Leben beginnt. Alles Gute wünscht Euch Euer liebender Woody. Bleibt sauber oder gebt's Euch dreckig. Wie ihr wollt...