Freitag, 27.11. November 2009. Das Hotel Westerkamp in Osnabrück haben Dommy und ich bereits vor knapp einem Jahr besuchen dürfen. Und wir übernachten zusammen im selben Zimmer, in dem ich damals war. Einhundertvier steht in massiven Lettern an der Tür. Es gibt Kabelfernsehen und eine Badewanne. Das Frühstück ist sensationell. Eiersalat wird in kleinen Porzellanschiffchen gereicht. Miniaturbrötchen mit einem reichhaltigen Körnermix verbacken gesellen sich neben frische Buttercroissants. Eine hübsche junge Dame mit vollen Lippen serviert Kaffee und ihre kleinere schüchterne Kollegin bereitet auf Wunsch Rührei mit Champignons zu. Der Räucherlachs ist mit Dill ummantelt und natürlich gibt es Meerettich. Also: Nahezu perfekt.
Weniger spektakulär war mein Traum diese Nacht: Ich stehe in einer Druckerei. Vor mir ragt ein schweinsgesichtiger, stinkender zweihundert Kilo Koloss zwei Meter in die Höhe. Er trägt eine blutbesudelte Metzgerschürze und atmet schwer, sodass sich seine Nasenflügel aufblähen. Seine fleischigen Fäuste hat er in die wulstigen Hüften gestemmt und er schielt mich von oben herab mit einem verquollenen Bud Spencer Blick an. Er ist sauer. Ich habe ihm vorgeworfen, dass er unser NUKULAR-Backdrop falsch ausgedruckt hat. "Sehen Sie doch, der Name ist falsch geschrieben!" ich deute rechts neben mich auf den Boden, wo der Banner liegt. Verzweifelt kippt meine Stimme. Der Riese bewegt sich keinen Zentimeter. Ich kann es nicht fassen und lese nochmal und nochmal. NUKLUAR, es steht NUKLUAR auf dem sechs Quadratmeter großen Backdrop. Der Fleischberg haut mit der flachen Hand auf seinen Bürotisch neben ihm und grabscht einen Zettel aus einem unübersichtlichen Haufen Papier. Seine Faust schnellt meinem Geischt entgegen und bleibt in Riechweite vor meiner Nase stehen. Verbranntes Fritösenfett und alter, trockener Männerschweiß. Das DIN A4 Blatt, das er in der Hand hält ist eine Druckvorlage für das NUKULAR Logo. Steht auch drüber: Druckvorlage. An der unteren Kante steht: williamveder.pdf. Und mittig, nicht zu übersehen: NUKLUAR. Ich gebe auf, er hat wortlos gesiegt. Ich ärgere mich unendlich, dass ich so dumm war und den Schriftzug nicht nochmal kontrollliert habe.
Dann, Schnitt. Ich knie in einer hell beleuchteten Wohnung, hoch über den Dächern einer Millionenstadt. Riesige Glasfenster gewähren einen Blick in die blinkende Nacht. Vor mir liegt das Backdrop, neben mir kniet ein hübsches dunkelhaariges Mädchen. Ich schüttele den Kopf und atme und raune und seufze. Das Mädchen springt auf und ihr Pferdeschwanz rotiert wie der Rückenpropeller von Karlsson vom Dach. "Also, ich find" sagt sie, neigt den Kopf zur Seite und stemmt die kleinen Hände in ihre Sanduhr-Hüften "ich finds so auch cool. Auf die Schnelle kannste da sowieso nix machen. Und außerdem, och irgendwie, ich weiß nicht" und sie zieht ihre Nasenflügel hoch, sodass ihre Gesichtsmitte von kleinen, zentrierten Fältchen durchwoben wird. Und ich denke mir, dass der Banner auf den Schrott kommt und das Mädchen in mein Herz, da so eine infantile, naive, heitere Art genau das ist, was ich gerade brauche. Dann wache ich auf und anstatt des hübschen Mädchens mit dem Pferdeschwarz ist nur Dommy im Zimmer, der mich zum Frühstück weckt. Nach dem 1a-Service im Frühstücksraum geht's ab auf die Autobahn Richtung Recklinghausen. Die Vest-Arena ist keine Arena im herkömmlichen Sinn. Sie ist eher eine Sporthalle, Schulsport, nur irgendwie moderner und anstatt Weichboden und Klettergerüst gibt es eine Bühne, eine Bar und Sitzgelegenheiten. Wir bauen auf, machen Soundcheck. Punkt acht auf die Bühne. Die nicht wirklich zahlreichen Menschen im Publikum honorieren die Songs mit einer guten Portion Applaus. Wir liefern wie immer sauber ab und geben unser Bestes. Aber wie bei Facebook bereits erwähnt: Recklinghausen ist nicht wirklich Rockinghausen. Das wars erstmal wieder von Woody Traumreise... Bleibt cool, aber ehrlich! Euer Euch liebender Woody.
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